Dabei muss man zuerst feststellen, dass Schwindel, sowie Verspannungen Symptome sind. Das heißt, beides sind die Folgen bzw. die Auswirkungen einer übergeordneten Problematik. Trotzdem können sich beide Symptome gegenseitig beeinflussen. Man sieht, dieses Thema bietet mehr, als man oberflächlich betrachtet annehmen könnte. Schwindel und das Gefühl von Verspannungen, evtl. in Verbindung mit Nackenschmerzen, ist eine häufig vorkommende Kombination von Symptomen. Dabei stellt sich häufig die Frage, ob der Schwindel von den Verspannungen ausgelöst wird oder ob der Schwindel erst zu den Verspannungen geführt hat. Eine andere Möglichkeit für das Auslösen dieser Beschwerden wäre, dass eine übergeordnete Erkrankung oder Fehlregulation des Gleichgewichtssystems einerseits Schwindel auslöst und unabhängig davon zusätzlich Verspannungen bzw. Nackenbeschwerden verursacht. Bei einem Schleudertrauma oder Gehirnerschütterungen treten beispielsweise beide Symptome häufig zeitgleich auf, sind aber nicht unbedingt ursächlich für einander verantwortlich. Natürlich können in diesem Fall im Krankheitsverlauf ebenso wieder der Schwindel die Verspannungen beeinflussen und umgekehrt die Verspannungen den Schwindel. Verspannungen für einen bestehenden Schwindel schuldig zu sprechen ist nicht immer korrekt.
In jüngeren wissenschaftlichen Untersuchungen nimmt der Anteil an Schwindel, welcher durch Verspannungen oder Halswirbelsäulenbeschwerden ausgelöst wird, zunehmend ab. Man geht davon aus, dass bei gerade einmal zehn Prozent aller Schwindelpatienten Verspannungen oder HWS Beschwerden für den Schwindel verantwortlich sind.
Was ist Schwindel?
Schwindel ist die Folge von nicht optimal synchronisierten, oder fehlerhaften Gleichgewichtsinformationen. Informationen aus dem Schulter-Nacken-Bereich (Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder) liefern, zusätzlich zum Gleichgewichtsorgan und dem Nervensystem, einen Teil dieser Informationen.
Was ist eine Verspannung?
Eine Verspannung ist eine unangenehme Empfindung in einem bestimmten Körperbereich. Da Muskeln eine Spannung aufbauen können, schreibt man dieses Gefühl gerne bestimmter Muskeln zu. Bei Untersuchungen musste man allerdings feststellen, dass das Gefühl einer Verspannung nicht unbedingt mit einer tatsächlich höheren Spannung im Muskel einhergeht. Das Gefühl einer Verspannung ist häufig eher auf eine erhöhte Empfindlichkeit im entsprechenden Bereich zurückzuführen.
Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans/ Beispiel Lagerungsschwindel
Beim gutartigen Lagerungsschwindel wird der Schwindel durch Lageveränderungen des Körpers oder Kopfbewegungen ausgelöst. In Folge dessen, werden Kopfbewegungen durch eine überaktive Halsmuskulatur unterbewusst vermieden. Diese Überaktivität/ Reizung kann in Folge der ungewohnten Belastung als Verspannung wahrgenommen werden.
Bewegungsarmut/Einseitige Überlastung des Schulter Nacken Bereiches
Wer kennt das nicht, ein Tag vor dem PC, bei der Schreibtischarbeit oder bei anderen einseitigen Tätigkeiten und schon schleicht sich ein unangenehmes ziehen, brennen oder verkrampftes Gefühl in die Nackenregion ein. Vor allem, wenn man diese Arbeitshaltung nicht gewohnt ist oder wenn ein aktiver Ausgleich in der Freizeit fehlt, können einseitige Haltungen sehr unangenehm werden. Eine weitere Ursache für Verspannungen können orthopädische Beschwerden der Schulter- oder Nackenregion sein. Bewusst oder unbewusst werden Bewegungen, aus Angst oder mit dem Ziel der Schonung bestimmter Bereiche, vermieden. Häufig führen diese Umstände zu Verspannung im Schulter-Nacken-Bereich. Grund dafür ist meist eine Überlastung der Strukturen. Auch diese Beschwerden können zu Schwindel führen. In diesen Fällen hilft die Behandlung der orthopädischen Beschwerden beziehungsweise ein regelmäßiges Krafttraining der Schulter-Nacken-Muskulatur um für Bewegungsvielfalt im Alltag und für mehr Widerstandsfähigkeit der betroffenen Muskeln zu sorgen.
Störungen der Haltungs- und Bewegungsrezeptoren /Beispiel Schleudertrauma
Beim Schleudertrauma geht man davon aus, dass die Ursache für die Beschwerden kleine Verletzungen der Gelenkkapseln der Halswirbelsäulengelenke sind. Ein Schleudertrauma ist die Folge eines ruckartigen Bewegens bzw. Schleudern des Kopfes. Häufig ausgelöst durch Auto- oder Sportunfälle. Durch die Verletzung werden Rezeptoren in der Gelenkkapsel, welche Informationen über Haltung und Bewegung erkennen, irritiert. Durch die Irritation können diese Rezeptoren fehlerhafte oder ungenaue Informationen liefern, was dazu führt, dass die Gleichgewichtsinformationen aus dem Nackenbereich, dem Gleichgewichtsorgan und dem Nervensystem kein einheitliches “Bild” ergeben. Die Folge davon ist Schwindel. Die höhere Muskelspannung hat in diesem Fall eventuell die Aufgabe Bewegungen und Reizungen der verletzten Region zu verringern, um die Heilung nicht zu gefährden. Schwindel und Verspannung treten hier häufig parallel auf, sind aber nicht unbedingt für einander verantwortlich. Können sich aber natürlich im Krankheitsverlauf auch wieder Gegenseitig beeinflussen.
Durchblutungsstörungen
Durchblutungsstörungen oder Reizungen von Gefäßen im Nackenbereich können ebenfalls zu Schwindel und Verspannungen führen.
Ursächlich können hier einerseits einseitige Haltungen, mechanischer Druck von Aussen oder Innen (höhere Muskelspannung oder anatomisch bedingte Engstellen) oder Verletzungen der Gefäße sein.
Weitere Ursachen
Weitere Ursachen, welche Schwindel und zeitgleich Verspannungen auslösen können, wären zum Beispiel:
Schlafmangel, Migräne, psychische oder neurologische Erkrankungen oder als Nebenwirkungen von Medikamenten kann Schwindel oder auch Verspannungen auftreten. Ob dabei ein Symptom der Auslöser für das Andere ist, oder ob die übergeordnete Problematik beide Symptome isoliert verursach;t ist nicht immer klar zu definieren. Beide Symptome sollten sich allerdings mit der Behandlung der Grundproblematik zurückbilden.
Was tun?
Schwindel sollte immer ärztlich abgeklärt werden. Der Spezialist für Schwindel ist in der Regel der Neurologe bzw. der HNO-Arzt. Nach der Diagnosestellung kann entsprechend der Erkrankung mit der Physiotherapie begonnen werden. Hier empfiehlt es sich, einen auf Schwindel spezialisierten Therapeuten aufzusuchen. Sollten die Verspannungen durch einseitige Arbeitshaltung oder fehlende Bewegungsvielfalt entstanden sein, ist häufig ein Krafttraining der betroffenen Bereiche zielführend.
Fazit
Schwindel und Verspannungen sind häufig gemeinsam auftretende Symptome. Nicht immer ist das eine für das andere verantwortlich. Die Therapie der Ursache hilft Symptome zu verringern oder zu beseitigen.